Die Lionerregatta auf dem Silbersee. Ein Regattawochenende wie aus dem Bilderbuch. Niemand dachte an diesem Samstag an Kaffee und Kuchen, um die Wartezeit bis zum Start oder bis zum Abbruch der Wettfahrt sinnvoll auszufüllen. Denn zum ersten Mal in dieser Saison gab es schon am frühen Samstagnachmittag reichlich Wind mit Böen und Drehern, eben allem, was den Regattasegler glücklich macht. Sogar zehn Boote blieben nach zwei Absagen bei den 517ern noch übrig, um die Bedin-gung für die Ranglistenwertung zu erfüllen. Zusammen mit den sechzehn! Ausgleichern, die fünf Minuten nach uns starten würden, konnte es diesmal also richtig zur Sache gehen.
Eine Leistung der besonderen Art vollbrachte unser Sportwart Stephan Hammer, der nach seiner Nachtschicht nach Losheim fuhr, das RSC – Clubboot ‚Bolero‘ an den Haken nahm und damit zum Silber-see fuhr. Beim Aufstellen des Mastes gab es Probleme, denn das Vorstag war zu kurz, weil die Terminals der Oberwanten komplett im Mast steckten statt eingehängt zu sein. Die Augen waren doch ziemlich klein nach der Nachtschicht. Längst war die Startzeit erreicht und nach deutlichen Worten von Stephanie Motsch an die Regattaleitung gab es eine Startverschiebung, während der Stephan dann sein Boot fertig aufriggen und an den Start bringen konnte.
Vor dem Start ging wohl bei jedem der Puls etwas in die Höhe, denn der Westwind blies mit acht bis fünfzehn Knoten und ließ die Startlinie verdammt kurz werden. Ich wollte mich noch zwischen der „Cornichon“ und dem Startschiff durchzwängen, aber Peter Mehs ließ mir keine Chance. Er luvte kurz an und zwang mich Sekunden vor dem Start noch zu einem 360°-Dreher.
Selbst Schuld.
Dennoch wurde der erste Lauf auch unser Bester. Meine Vorschoterin Anja, eine aktive Wakeboarderin, mit der ich noch nie zusammen gesegelt war, kam mit den Bedingungen bestens zurecht und so beendeten wir den ersten Lauf trotz des verpatzten Starts als Fünfte. Das Wakeboarden ist übrigens eine Mischung aus Wasserski und Wellenreiten und nichts für ängstliche Gemüter.
Das traf auch für unsere Regatta zu, denn der Wind wehte teils mit heftigen Böen und Drehern, fast wie in Bosen, und verlangte vollen Körpereinsatz. Der Spinnaker war an der ‚Marilyn‘ zwar angeschlagen, aber bei diesen Bedingungen ließ ich ihn lieber unter Deck. Gesegelt wurde der Spi bei diesem Wind nur von Crews, die das schon seit vielen Regatten tun.
Beim Start zum zweiten Lauf ging es wieder sehr eng, aber ohne Berührungen über die Linie und das Feld blieb einige Zeit dicht zusammen. Den Kurs musste man sich nicht merken, sondern nur Peter und Heide nachfahren, die das Feld wieder souverän anführten. Die beiden zu überholen ist wohl nur in Lee vor der Startlinie möglich.
Der zweite Lauf ging wegen des guten Windes schnell zu Ende und niemand dachte jetzt schon ans Aufhören bei diesen fast idealen Bedingungen. Es gab sicher keinen Segler, der nicht noch einen dritten Lauf gesegelt wäre, den hätten wir dann im Kasten gehabt. Nur Stephan Hammer konnte es egal sein, denn der hatte nach neuen Problemen an seiner „Bolero“ vorzeitig aufgeben müssen. Aber die Regattaleitung entschied anders und somit war für heute Feierabend. Kann man wirklich nicht bei solchen guten Bedingungen eine Ausnahme machen?
So konnten wir uns Zeit lassen und noch einige Schläge fahren bis zum Seglerhock, der im Clubhaus des KCF stattfand.
Bei so vielen Aktiven war der Saal voll, jedenfalls so lange, bis die Portionen verputzt waren, die diesmal die Küche des WSV zubereitet hatte. Als die Teller geleert waren, leerten sich auch die Reihen der Segler und viel zu früh saßen die Saarländer wieder alleine da. Lediglich der immer gut gelaunte Gunter Jung blieb noch sitzen und erzählte uns mit seinem unüberhörbaren Organ noch einige Anekdoten aus dem Alltag und der Seglerei.
„Ah, nochemol Regatta?“ fragte die Brötchenverkäuferin, aber diesmal gab es nicht viel Gespräch, denn die Wetterbedingungen schienen wieder gut zu werden und dann würden wir auch um zehn Uhr starten.
Als wir nach dem reichhaltigen Frühstück, sogar Eier gab es diesmal, am See eintrafen, fanden wir wieder ideale Segelbedingungen vor. Der Wind hatte noch etwas zugelegt und wehte mit elf bis fünfzehn Knoten aus Südwest.
Das entsprach einer Stärke von etwa 4 Beaufort bei 20-28 km/h.
Die Starts zu den beiden Läufen verliefen problemlos, aber das Motorboot bekam viel zu tun, denn irgendwo gab es jetzt immer eine Jolle aufzurichten, die von einer starken Böe umgehauen wurde. Bei den 517ern lief es im dritten Lauf noch rund, obwohl auch wir uns häufig mächtig auf die Backe legten. Meine Vorschoterin Anja hatte viel Spaß und wollte von der hohen Kante gar nicht mehr runterkommen.
Und ihr Skipper? Der behauptete doch immer, dass genau das sein Wind wäre. Scheinbar hatte bei ihm mal wieder die Konzentration nachgelassen, denn plötzlich befanden wir uns auf dem letzten Platz, arbeiteten uns wieder nach vorne, aber den Anschluss ans Mittelfeld schafften wir nicht mehr.
Zu Anja sagte ich, dass dieser Lauf eben unser Streicher sein würde und wir den letzten Lauf wieder besser segeln müssten. Das taten wir nach dem Start auch, es lief richtig gut, bis ich, diesmal voll konzentriert, einige taktische Fehler aus dem Repertoire eines Regatta-Anfängers machte. Anja sagte mir hinterher auch, dass sie einige Schläge anders gesegelt wäre.
Andere Sorgen hatte Stephan Hammer, dessen „Bolero“ eine kräftige Böe flach auf das Wasser legte. Das war eben ein „hammerhartes“ Wochenende nach der Nachtschicht und einigen Problemen am Boot. Seinem Sohn Jan und ihm selbst ist bei der Havarie nichts passiert, das Boot konnte auch wieder aufgerichtet werden, aber die Regatta war für die Beiden gelaufen. Trotzdem, Stephan und Jan sind aus besonderem Holz geschnitzt und werden auch in Bosen wieder dabei sein.
In der Ergebnisliste auf der folgenden Seite kann man gut erkennen, mit welcher Konstanz die vier erstplatzierten Boote diese nicht einfache Regatta gesegelt sind. Es wird auch in Zukunft in der Rangliste spannend bleiben.
Ab Platz zwei.
Wo sind eigentlich die versprochenen Bilder von der Regatta? Motive gab es doch genug.
Diesmal lag es nicht an mir, denn ich hatte meine Kamera rechtzeitig auf dem Startschiff mit der Bitte um einige Bilder abgegeben. Die Besatzung steckte sie in irgendeine Tasche, damit sie nicht nass wird, und vergaß sie dann. Ich bin aber auch so fair einzusehen, dass es bei solch einem großen Starterfeld vieles zu tun gab, das wichtiger war für den ordnungsgemäßen Verlauf der Regatta.
Es gab diesmal auch viel zu tun für die ehrenamtlichen Helfer auf dem Wasser und an Land. Ihnen möchte ich im Namen aller Aktiven meinen besonderen Dank aussprechen. Ihr seid selbst schuld, dass wir zur Dornfelder-Regatta alle wiederkommen.
Einige Fotos hat dann nach dem vierten Lauf Peter Mehs von der Besatzung der Marilyn gemacht und eines davon habe ich unter der Ergebnisliste platziert, um doch noch etwas Farbe in die Geschichte zu bringen. Danach hatten wir nur noch einen Wunsch: „e Kaffee“