Bereits im Januar 2019 begannen wir mit der Planung unseres jährlichen Segeltörns. Diesmal sollte es wieder in die kroatische Adria gehen. Um Überraschungen bei der Schiffswahl zu vermeiden und einen Preisnachlass zu erhalten, beschlossen wir die Bootmesse in Düsseldorf zu besuchen.
Am Ende eines anstrengenden und erfolgreichen Tages war ein wichtiger Teil unserer Planung des Herbst Törns erledigt. Wir erhielten ein bemerkenswert gutes Angebot für eine neue Sun Odysses 440 in der Marina von Biograd (Kornaten) und die Möglichkeit, ein baugleiches Schiff auf der Messe zu besichtigen.
In der folgenden Zeit planten wir bei unseren monatlichen Treffen den anstehenden Törns bis ins Detail, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Am 28.09.2019 war es dann soweit. Ausgehend vom Airport Luxembourg starteten wir am frühen Nachmittag nach Zadar. Bereits zu diesem Zeitpunkt bewahrheitete sich eine unserer schlimmsten Befürchtungen. Wir müssten während unseres Törns mit einer BORA rechnen. (stürmischer Fallwind aus den Bergen)
Dies hatte zur Folge, dass sich unsere im Vorfeld geplante Reiseroute nicht mehr verwirklichen ließ und wir unsere Route umplanen mussten. Es lag eine Sturmwarnung für die Wochenmitte vor, dies stellte alle im Voraus geplanten Routenverläufe in Frage.
Nach unserer Ankunft am frühen Samstagabend im Sportboothafen von Biograd, erhielten wir nach einer Kontrolle der erforderlichen Papiere den Schlüssel unseres Bootes, da die Übergabekontrolle erst für den darauf folgenden Vormittag geplant war.
Nach dem obligatorischen Skipper Frühstück am Sonntag, Rührei mit Schinken und der darauf folgenden Bootsübergabe begann der erste Teil unseres Segelurlaubs. Da unsere Crew aus einen neuen Skipper und einem neuen Mitglied bestand, entschlossen wir uns dazu, an einem mehrstündigen Skipper Training teilzunehmen. Dies beinhaltetet An- /Ablegemanöver im Hafen unter verschiedenen Rahmenbedingungen, verschiedene Segelmanöver und die Grundlagen des Ankerns.
Die Crew im Einzelnen von links n. Rechts: Peter Hantschel (Skipper), Marcus Kluge, Markus Omyla, Joachim Dillschneider
Aufgrund des zu erwartenden Unwetters zur Wochenmitte, beschlossen wir mindestens unser Hauptziel, die Wasserfälle bei Krka schnellstmöglich anzulaufen. In einem Kraftakt legten wir, weitestgehend unter Segeln, die Strecke von 50 Seemeilen innerhalb eines Tages zurück. Auf der Höhe der Insel Murter begegneten wir eine sich in Gegenrichtung bewegende Delphingruppe. Die Strecke von der ehemals befestigten Einfahrt nach Šibenik bis zur Marina von Skradin unweit der Wasserfälle die im Landesinneren gelegen ist, war nur mit Hilfe der Maschine mit einer vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von
6 Knoten zu erreichen. Die Fahrt führte entlang unzähliger Flussbiegungen, die einst als Filmkulisse für viele Karl May Filme dienten.
Gegend Abend erreichten wir die in einem Tal gelegene Hafenanlage von Sradin und erhielten glücklicherweise noch einen der letzten begehrten Liegeplätze.
Während des abendlichen Restaurantbesuch, beschloss die Mehrheit der Mannschaft kroatische Fischspezialitäten zu probieren. Als nicht Fischliebhaber, kann man sich nur schwer dafür begeistern.
Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Ausflugsboot Flussaufwärts zu den Wasserfällen, da die Wasserfälle Naturschutzgebiet sind ist die Einfahrt mit dem eigenen Boot verboten. Nach einer ¼ stündigen Fahrt erreichten wir am Ende des Flusses unser Ziel. Beim Anblick dieses Naturschauspiels konnte man sich mit etwas Phantasie vorstellen wie Pierre Brice, einst als Winnetou sich vor mehr als 50 Jahren von einer der Wasserfallkaskaden in den Fluss stürzt.
Gegen Mittag erreichten wir wieder unseren Hafen und besprachen aufgrund der aktuellen Wetterprognose unsere weitere Reiseroute. Der aktuelle Wetterbericht zeigte, dass die zu erwartende Schlechtwetterfront ihr Zentrum innerhalb der Inselgruppe der Kornaten hat. Somit war der ursprünglich geplante Routenverlauf entlang der Kornaten bis nach Zadar zu gefährlich.
Da wir einen sicheren und windgeschützten Hafen zum Aussitzen des Unwetters benötigten, kamen die malerischen Buchten zwischen den Inseln nicht mehr in Frage, da ein optimaler Schutz nur an wenigen Plätzen gegeben ist.
Da die Peripherie der Schlechtwetterfront zu diesem Zeitpunkt noch unklar war und wir uns das Vergnügen des Segelns nicht nehmen lassen wollten, trafen wir den Entschluss bis zum Eintreffen genauerer Wetterdaten einige Meilen in der Bucht vor Šibenik zu kreuzen und gegen Abend den Hafen des verträumten Fischerdorfes Tribunj anzulaufen. Hier konnten einige Crewmitglieder in der Nähe des Yachthafens die letzte Möglichkeit zu einem Bad in der Adria zu geniessen.
Am darauffolgenden Tag war der genauere Verlauf des Unwetters bekannt. Die Ausläufer sollten bis zu unserem derzeitigen Standort reichen und mit einer Windgeschwindigkeiten ins Spitzen bis 40 Knoten die Region treffen.
Wir beschlossen daher den Versuch zu starten, noch vor dem Abend die Nähe von Trogir zu erreichen, da sich dieses Gebiet außerhalb des Unwetterzone befand. Nach einem kleinen Frühstück ging es in aller Frühe los, da wir ähnlich wie am ersten Tag eine größere Strecke zurücklegen mussten. Zu unserem Bedauern waren die Wind- und Strömungsverhältnisse so ungünstig, dass wir zu viel Zeit verloren und am späten Nachmittag, ca. 15 Seemeilen entfernt von Trogir dazu gezwungen waren einen geschützten Sportboothafen anlaufen.
Auf einen Landausflug per Taxi nach Trogir, mussten wir verzichteten, da sich das aufziehende Unwetter mit tiefschwarzen Wolken bereits am Horizont abzeichnete. Am folgenden Morgen war der Himmel wieder klar und Blitz und Donner waren verschwunden auch die See schien sich beruhigt zu haben. Wir entschlossen daher, den sicheren Hafen die Marina von Kremik zu verlassen und den Rand der Schlechtwetterzone mit halben Reff in den Segeln zu durchfahren, da wir freitags unser Schiff im 70 Seemeilen entfernten Biograd zurückgeben mussten.
Die Fahrt gestaltete sich gleichwohl der gerefften Segel sehr ungemütlich, da aufgrund einer Wellenhöhe von ca. +/- 1,20 m das Boot ständig mit dem Bug in die Wellen schlug und die Gischt sich über das ganze Boot verteilte.
Auch machten sehr starke Böen uns zu schaffen, so dass wir nach etwas mehr als 2 Stunden die Segel einholten und mit maximale Maschinenleistung den auf unserem Rückweg gelegenen 4 Sterne Yachthafen, „ Marina Madalina“ in Sibenik anliefen. Der Stadt-Kai war zu dieser Zeit bereits von anderen Schiffen komplett belegt.
Bei einem späteren Stadtbummel erfuhren wir, das andere Segler bereits seit 2 Tagen hier ausharren mussten und viele Hafenanlagen in Richtung Biograd wegen Starkwind für ein und auslaufende Schiffe gesperrt waren.
Am nächsten Morgen stachen wir zeitig in See, um den bis zum Nachmittag noch vorherrschenden guten Wind, der uns bis kurz vor Biograd auf einem Halbwindkurs begleiten sollte, zu nutzen. Die See war inzwischen wieder ruhig und die Sonne schien zum Abschluss des Törns auf der gesamten Strecke. Dies machte unsere Rückfahrt zu einem groenenden Abschluss des Segeltoerns und verhalf uns dazu einem neuen Geschwindigkeitsrekord unter Segeln auf diesem Törn aufstellten. Am späten Freitagnachmittag trafen wir alle, auch erleichtert darüber das trotz des teils stürmischen Wetters weder Mannschaft noch Schiff einen Schaden genommen hat in unserem Heimathafen ein.
Nachdem das Schiff vom Charterunternehmen abgenommen wurde, machten wir uns auf unser Abschiedsessen an der Promenade von Biograd zu bestellen. Wir entschlossen uns für lokale Grillspezialitäten mit einer Muschelplatte als Vorspeise.
Am darauffolgenden Tag kam gegen 10:30 unser Großraum Taxi, um und nach Zadar zu fahren. So konnten wir trotz unseres verkürzten Törns diese historische Stadt, die reich an antiken Ruinen ist und während der Renaissance von den Venezianern als Bollwerk gegen die Osmanische Bedrohung ausgebaut wurde bewundern. Am späten Nachmittag brachte uns ein Taxi zum Flughafen, der sich unweit der Stadt befindet. Trotzt des wechselhaften Wetters, das uns zu ständigen Planänderungen zwang, haben die vergangenen Tage jedem der Crewmitglieder gefallen. Auch wenn unser nächstes Ziel die Balearen im Rahmen eines Familiensegelurlaubs sind, werden wir zu gegebenem Zeitpunkt nach Kroatien wieder zurückkehren.
Die Einfahrt zum Kanal Luka unweit Šibenik bei schönem Wetter und Bora
Bericht Markus Omyla
Januar 2020